Fast Fashion zerstört die Umwelt
Was als Mode unsere Körper schmückt wird oft schon nach kurzer Zeit entsorgt und landet auf Deponien oder in Flüssen – mit fatalen Folgen für die Umwelt.
Kleidung als schnelles Konsumgut
Die westliche Gesellschaft produziert und konsumiert Kleidung in einem nie dagewesenen Ausmaß. Würden wir heute aufhören, neue Kleidung zu produzieren, könnten wir die nächsten sechs Generationen problemlos einkleiden. Das verdeutlicht, wie stark unser Verhalten von schnellen Trends, ständigem Wechsel und einem kurzlebigen Modeverständnis geprägt ist – unter anderem angetrieben durch die niedrigen Preise einiger Fast Fashion-Anbieter.
Der schnelle Konsum von Kleidung hat enorme Auswirkungen auf die Natur: Der Produktionsprozess fordert einen massiven Einsatz von Wasser und stößt gleichzeitig im großen Maße CO2 aus. Die eingesetzten Chemikalien gefährden die Gesundheit von Menschen und verpesten die Umwelt. Und letztlich landen die kaum getragenen Kleidungsstücke auf illegalen Deponien, in Flüssen oder einfach in der Umwelt.
Die ökologischen Auswirkungen der Textilindustrie
Die schnellen Trends der Modeindustrie heizen das Klima an: Die Textilbranche ist für 10% des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das ist mehr als der gesamte Luftverkehr ausstößt. Damit ist die Textilindustrie die Branche mit dem dritthöchsten CO2-Ausstoß – denn viele der Fast Fashion-Produkte basieren auf Kunststoffasern, die aus Erdöl hergestellt werden und bei der Produktion bereits einen enormen CO2-Ausstoß haben.
Darüber hinaus benötigt die Produktion von Kleidung eine große Menge an Wasser. Allein 60 Liter werden eingesetzt, um ein Kilogramm Garn zu färben. Das verseuchte Wasser landet am Ende oft unbehandelt in Flüssen und Gewässern und vergiftet dort den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen.
Während der Herstellung wird die Kleidung gebleicht, gefärbt und bedruckt, wofür oft hochgiftige Chemikalien verwendet werden. So wird für einen Kilogramm Kleidung etwa ein Kilogramm Chemikalien eingesetzt. Diese gefährden die Gesundheit der Arbeiter:innen, gelangen durch das verbrauchte Wasser in die Umwelt und werden bei der Lagerung auf Deponien oder bei unkontrolliertem Verbrennen in die Natur freigesetzt.
Der Altkleider-Mythos
Der Mythos von Altkleidern, die in andere Länder transportiert und dort weiter genutzt werden, ist nicht mal mehr als Fassade standhaft. Längst haben es die Bilder der großen Textil-Deponien in die Medien der westlichen Welt geschafft.
Die meisten Kleiderspenden werden in riesigen Ballen verschifft – wie Greenpeace feststellte, oft in Länder des globalen Südens. Dort wird herausgesucht, was sich noch verkaufen lässt; doch der größte Teil der westlichen Altkleider landet auf Mülldeponien mit unvorstellbarem Ausmaß. Denn die Abfallsysteme in den Zielländern sind meistens nicht für die enorme Menge an Textilmüll ausgelegt und eine weitere Verarbeitung ist aufwändig und teuer.
Daher liegen die aussortierten Kleider der westlichen Welt auf riesigen Deponien, in Flüssen oder Gewässern. Das Polyester zersetzt sich nach und nach in Mikroplastik, die Chemikalien treten aus den Klamotten aus und verpesten das Grundwasser oder bei Verbrennung die Luft.
Fast Fashion übersteigt EU-Grenzwerte
Gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich testete die österreichische Umwelt-NGO GLOBAL 2000 stichprobenartig 20 Kleidungsstücke von Ultra Fast Fashion-Riesen wie Temu und Shein. In 7 von 20 Artikeln wurden mehrere EU-Grenzwerte massiv überschritten, sodass sie eindeutig nicht in der EU verkauft werden dürften.
Darunter war etwa der Grenzwert für PFCA-ähnliche Substanzen, der die EU-Grenze um das 4.000-fache überstieg. Die PFCA-ähnlichen Substanzen können sich im Körper anreichern und Krebs und Schilddrüsenstörungen verursachen. Außerdem wurden die Grenzwerte für Weichmacher klar überschritten; Weichmacher kann nachweislich fortpflanzungsschädlich sein und hormonartig wirken.
Textilmüll am everwave Standort in Kambodscha
Kambodscha ist selbst ein Produktionsstandort der internationalen Textilindustrie. Dennoch wird das Land zunehmend mit Textilabfällen konfrontiert, die es nicht verursacht hat, sondern die durch die Überproduktion und Wegwerfmentalität anderer Länder entstehen. Die vorhandene Müllinfrastruktur ist dieser Flut nicht gewachsen. So landen Tonnen ungetragener oder kaum getragener Kleidung auf illegalen Deponien, an Flussufern oder direkt im Wasser: Der Mekong und seine Zuflüsse werden zu Endstationen unseres Konsums.
Bei einer näheren Betrachtung des Mülls, den das everwave Boot jeden Tag aus dem Mekong holt, wird deutlich: 10% davon besteht aus Textilien. Und von diesen gefundenen Textilien sind ca. 70% noch in einem guten Zustand, also weder abgetragen noch kaputt. Diese 70% landeten noch tragbar in den Müllströmen.
Forderung nach Regulierungen der Fast Fashion-Anbieter
Wir produzieren weltweit deutlich mehr Kleidung als tatsächlich gebraucht wird. Vieles davon landet kaum getragen in den globalen Müllströmen. Und das nicht, weil es kaputt ist, sondern weil es im Überangebot schlicht überflüssig wird.
Daher fordern NGOs und Umweltverbände eine Regulierung von Fast Fashion-Anbietern. Diese soll eine Stärkung des Lieferkettengesetzes und die Einführung eines Anti-Fast-Fashion-Gesetztes nach französischen Vorbild beinhalten. Der französische Gesetzesentwurf sieht vor, dass Anbieter von Ultra Fast Fashion strengeren Werbevorschriften unterliegen und künftig bis zu fünf Euro pro Kleidungsstück zahlen müssen, wenn Produkte wie Hosen, Pullover oder Schuhe von minderer Qualität sind und entsorgt werden müssen.
Zwar richtet er sich nur an Anbieter außerhalb der EU, also etwa Temu oder Shein und andere Anbieter, wie etwa H&M oder Primark, sind nicht einbezogen – doch es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung bei einer Einschränkung der Fast Fashion-Industrie.