Pilze können Plastik zersetzen
ForscherInnen untersuchen verschiedene Pilzarten, die sich von Plastik ernähren.
Pilze können die Polymerketten zerlegen
Das klingt wie die lang ersehnte Lösung für das weltweite Plastikproblem: Pilze, die das Plastik einfach zersetzen. Um zu verstehen, was hier genau passiert, muss verstanden werden, aus was Plastik überhaupt besteht.
Plastik wird häufig aus Erdöl hergestellt und setzt sich aus Polymeren und Zusatzstoffen zusammen – das sind Chemikalien, die hinzugefügt werden, um den Kunststoff elastischer, sicherer oder stabiler zu machen. Die finalen Polymere sind komplexe Moleküle, die entweder in einer Reihe aneinanderhängen oder eine Ringstruktur bilden.
Und genau an den Polymerketten setzen die Pilze an: es gibt verschiedenen Arten, die in der Lage sind, diese Polymerketten zu zerlegen. Die Pilze produzieren Enzyme, die chemische Verbindungen aufspalten und so die Polymerketten ohne Vorbehandlung Zugabe anderen Energiequellen, wie etwa Zucker, abbauen können.
 
															Verschiedene Arten von Pilzen
Es existiert nicht nur eine Pilzart, die dazu fähig ist, Plastik abzubauen. In den letzten Jahren wurden verschiedenen Stämme untersucht, die ohne Zugabe von externen Energiequellen unterschiedliche Arten von Polymere zersetzen können.
So besitzen etwa die Stämme der Süßwasserpilze Fusarium, Penicillium, Botryotinia und Trichoderma ein hohes Potenzial zum Abbau von Kunststoffen. Darüber hinaus wurden Mikropilze entdeckt, die komplexe Polymere zersetzen können und damit für den biologischen Schadstoffabbau geeignet sind. Aktuell funktioniert der Abbau nur im Labor – ein großes Verfahren müsste noch angesetzt werden.
Grenzen des Pilzeinsatzes
So schön es auch klingt: die Pilze schaffen bis jetzt nur eine Zersetzung von reinem Plastik. Doch reines Plastik ist selten, denn oft werden den Polymeren für eine bestimmte Materialeigenschaft Additive, teils giftige Stoffe, hinzugefügt. Und diese toxischen Substanzen bleiben dann entweder direkt in der Umwelt oder sie werden vom Pilz in seine Biomasse aufgenommen. Darüber hinaus werden bei der Zersetzung selbst Treibhausgase frei, da das aus Erdöl hergestellte Plastik Kohlenstoff bindet, der bei dem Zersetzungsprozess als CO2 freigesetzt wird.
Pilze, die Plastik zersetzen, sind interessant, aber leider keine dauerhafte Lösung für unsere Ökosysteme. Denn die Plastikmengen, die jedes Jahr in der Umwelt und den Ozeanen landen, sind viel zu groß. Es wäre zu riskant, aktuell größere Mengen an plastikzersetzende Organismen im Meer anzusiedeln – das würde das Ökosystem ins Wanken bringen.
Die Lösung ist, wie so oft: weniger Plastik in die Umwelt bringen. Erst dann könnten die Pilze dabei helfen, dass sich eine Art Selbstreinigungskraft einstellt und Plastik nachhaltig abgebaut werden kann.
 
															 
				 
															