Co-Processing: Müll weiter nutzen
Im Co-Processing wird nicht-recycelbares Plastik als Rohstoff weiter verwendet.
Nicht-recycelbares Plastik verwerten
Der Blick nach Südostasien zeigt folgendes Bild: der recycelbare Müll wird oft von lokalen Akteuren gesammelt und an Recyclingbetriebe weiter verkauft. Doch der nicht-recycelbare Plastikmüll hat keinen direkten Wert und landet daher häufig in Flüssen, Gewässern, auf illegalen Deponien oder wird bei geringen Temperaturen illegal verbrannt, wodurch Chemikalien und Giftstoffe freigesetzt werden.
Das bedeutet auch, dass unser Müllsammelboot bei den Projekte in Südostasien hauptsächlich nicht-recycelbaren Plastikmüll sammelt, der schlecht weiter verwertet werden kann. Natürlich ist unsere oberste Priorität, dass der gesammelte Müll nicht wieder in der Umwelt landet – daher haben wir uns hier für das sogenannte Co-Processing entschieden.
Co-Processing: die Grundidee
Nicht jede Art von Müll ist für das Co-Processing geeignet. Daher wird der gesammelte Müll erstmal in unserem Zero-Waste Center sortiert und für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Nach der Sortierung wird überwiegend nicht recycelbarer Plastikmüll für das Co-Processing eingesetzt.
Das Plastik dient innerhalb des Prozesses als Grundmaterial und wird für die Energiegewinnung in der Zementproduktion verwendet. Die Herstellung von Zement erfordert eine hohe Hitze und dadurch auch einen großen Materialeinsatz. Dafür werden häufig fossile Rohstoffe, wie etwa Erdgas, eingesetzt. Und hier kommt der Plastikmüll ins Spiel – anstatt der fossilen Rohstoffe dient der Müll hier als Grundmaterial in der Energiegewinnung.

Zementherstellung: der Ablauf
Am Anfang steht die Gewinnung und Aufbereitung des Rohmaterials: dafür werden meistens Kalkstein und Ton verwendet, die getrennt voneinander abgebaut und für die Zementherstellung im richtigen Maß gemischt werden. Um eine perfekte Mischung zu erreichen, werden auch andere Rohstoffe, wie etwa Sand, hinzugefügt. Das entstandene Gemisch nennt man Rohmehl.
Im zweiten Schritt wird aus dem Rohmehl der sogenannte Zementklinker hergestellt. Und hier kommt der Plastikmüll ins Spiel: denn das Rohmehl muss in einem Drehofen stark erhitzt werden, um Zementklinker zu erhalten. In den Öfen herrschen Temperaturen bis zu 1.450 °C – und um diese Temperaturen zu erreichen, wir der Plastikmüll als Brennmaterial eingesetzt.
Nach dem Vorgang erhält man einen Zementklinker, der erstmal gekühlt und gelagert wird, bevor er im letzten Schritt sehr fein gemahlen wird – und final das Produkt Zement entsteht.
Vorteile des Co-Processing
Durch die extrem hohen Temperaturen, die im Brennofen herrschen, entsteht keine klassische Asche wie etwa in herkömmlichen Müllverbrennungsanlagen, die im Nachgang entsorgt werden muss. Auch Flugaschen und andere Rückstände, die bei herkömmlicher Verbrennung als Sonderabfall entsorgt werden müssten, fallen nicht in separater Form an. Der Müll wird im Prozess vollständig thermisch und chemisch verwertet.
Der Grund der vollständigen Verwertung liegt in der chemischen Zusammensetzung von Plastik: Plastik besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H). Bei den sehr hohen Temperaturen im Drehofen (bis zu 1.450 °C) werden die langen Polymerketten vollständig zersetzt und reagieren mit Sauerstoff. So entsteht fast ausschließlich CO₂ und H₂O (Wasserdampf) und kein unverbrannter Rest.
Wenn das Plastik Additive enthält, wie etwa Füllstoffe, Pigmente oder Metalle, werden diese im Prozess in den Zementklinker eingebaut und sind später ein fester Bestandteil des Zements. Auch Schwermetalle (z.B. aus farbigen Kunststoffen) werden chemisch fest eingebunden und entweichen nicht als Asche oder Staub.

Der lokale Partner: Chip Mong Ecocycle
An unserem Cleanup Standort in Kambodscha arbeiten wir mit Chip Mong Ecocycle zusammen. Chip Mong ist der erste Anbieter in Kambodscha, der sich um eine nachhaltige industrielle Abfallmanagementlösung einsetzt und führte 2019 den Prozess des Co-Processing erstmals in Kambodscha ein.
In ihrer Zementfabrik verwendet Chip Mong den nicht-recyclebaren Plastikmüll mit modernsten Anlagen als Ersatzbrennstoff für Kohle in der Zementherstellung. Durch die hohen Temperaturen der Zementöfen und die lange Verweilzeiten in den Öfen wird eine gründliche Zerstörung der Abfälle gewährleistet.
Co-Processing bei den everwave Projekten
Wir bei everwave sehen Co-Processing nicht als alleinige Lösung, um das Müllproblem zu bekämpfen. Aber es ist aktuell beste Version, um in Kambodscha mit dem nicht-recyclebaren Müll umzugehen und zu verhindern, dass er weiter in der Umwelt bleibt.
Co-Processing kann nur als Ergänzung zu den Recyclingprozessen vor Ort gesehen werden und auch nur in Zusammenhang mit einer funktionierenden Recyclinginfrastruktur einen Teil dazu beitragen, das Müllproblem zu lösen und die Abfallwirtschaft unterstützen. Natürlich müssen an erster Stelle eine Reduzierung des Plastikeinsatzes und eine Erhöhung der Recyclingquote stehen.
