Müllplatz in über 5.000m Tiefe

Plastiktüten an der tiefsten Stelle des Mittelmeeres gefunden: wie sich die Tiefsee zum Müllplatz entwickelt.   

Plastikfunde in der Calypso-Tiefe 

Das U-Boot „Limiting Factor“ geht auf Tauchfahrt und findet: Müll. Plastikflaschen, Plastiktüten, Dosen, Glasflaschen, alles über den Meeresgrund verteilt. Die Bilder aus der Tiefe wirken wie dystopische Filmszenen – tatsächlich stammen die Aufnahmen aus der Calypso-Tiefe im Ionischen Meer, dem tiefsten Punkt des Mittelmeeres, 5.122m unter der Wasseroberfläche. 

Eine Forschergruppe untersuchte den Meeresboden und fand anstatt unberührter Natur einen Müllplatz. Die Funde zeigen die enorme Bedrohung der einzigartigen Ökosysteme, die ansonsten vom Menschen unberührt sind. Neben der Tiefe der Funde ist auch die Konzentration an Abfall alarmierend. 

Die Forschergruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse im Marine Pollution Bulletin und warnt vor der Dringlichkeit des Problems.  

Ocean with floating plastic waste

Plastik-Endstation 

Der Großteil des Mülls stammt offenbar aus dem südlichen Mittelmeer und wurde durch Strömungen, Wirbel und Sedimentbewegungen in die Tiefe transportiert. In Einzelfällen deuten Ansammlungen und Spuren im Sediment sogar auf eine gezielte Müllentsorgung durch Schiffe hin. Die Calypso-Tiefe wirkt wie eine Sammelstelle: Ein abgeschlossener Meeresgraben mit nur sehr schwachen Strömungen, in dem sich selbst leichtes Material dauerhaft am Grund ablagert. 

Der gefundene Müll besteht in 88% aus Plastik, dazu kommt Glas, Metall und Papier. Im großen Stil gefunden wurden etwa Plastikflaschen, Plastiktüten, Essensbehälter aus Hartplastik, Plastikbecher, Tetra Paks und Glasflaschen. 

Die Tiefsee gilt als Endstation für viele Kunststoffe, die über Jahre hinweg absinken. Eine Umwälzung oder ein natürlicher Abbau dieser Abfälle ist in diesen Tiefen kaum möglich. 

Akuter Handlungsbedarf  

Schon auf den ersten Blick sieht man, dass die Müllansammlungen den Meeresboden in dieser Tiefe deutlich verändern. Eine Tiefe, in der nur einzelne Organismen überleben. Bis jetzt wurden noch keine Interaktionen zwischen den seltenen Lebensformen in der Tiefsee und dem Müll festgestellt, wie es an anderen Orten zu sehen ist. 

Die Funde zeigen die Dringlichkeit, zu handeln und die Vermüllung der Ozeane einzudämmen. Nur so können die marinen Lebensräume und die einzigartigen Tiefen der Meere geschützt werden. Das Forscherteam betont, dass sowohl politische als auch gesellschaftliche Handlung zur Reduktion des Mülls dringend notwendig sind.  

Everwave: Projektstandort in Albanien  

Auch Deutschland trägt eine Verantwortung. Neben der Müllproduktion kommt hinzu, dass Deutschland immer noch einen Teil seines Mülls in andere Länder exportiert – nach Südostasien und in osteuropäische Länder, darunter auch Albanien. Das ist schwerwiegend, da Albanien in vielen Gegenden kein funktionierendes Abfallsystem hat und der Müll auf illegalen Deponien oder direkt in der Umwelt landet. 

everwave arbeitet in Albanien gegen die Verschmutzung an – der Projektstandort befindet sich im Norden Albaniens, in Kukës an der Drin. Die Drin mündet im Mittelmeer: durch den Einsatz eines stationären Müllsammelbootes holt everwave den Müll aus der Drin, bevor er weiter ins Mittelmeer gespült wird. Eigens installierte Zero-Waste Center dienen dazu, den gesammelten Müll vor Ort zu sortieren und für eine Weiterverwendung vorzubereiten. So wird verhindert, dass sich der Müllplatz in 5.122m Tiefe weiter vergrößert.   

Quelle  

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